„Änn, kannst du mir bitte aus dem Top helfen?“

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

—— Bevor ich weiterschreibe, möchte ich euch kurz warnen. Haltet euch warm, esst gesund, trinkt viel Wasser und desinfiziert euch in hoher Frequenz die Hände.

Dann …

… kann es euch trotzdem noch so ergehen wie mir. Zwischen die Urlaubswoche und jetzt hat sich nämlich ein fieser Infekt geschoben. Ich darf erst nach dem Go meiner Ärztin wieder das Haus verlassen. Wehe, jemand jubelt jetzt oder besticht sie gar! Eine Bazillenschleuder hängt also jetzt auf dem Sofa, guckt in Endlosschleife „Grey’s Anatomy“ und tippt Pillen schluckend nebenbei diese Zeilen. Was für eine reizende Vorstellung. Wenigstens lenkt es ab. ——

5
16
11
4
10
14
7
3
15
13
12
2

So, dann machen wir mal da weiter, wo wir in der Headline angefangen haben. Ungefähr so liefen Änns und meine Gespräche bereits nach wenigen Tagen auf Sardinien ab. Wir waren im Beachvolleyball-Camp und hatten etwas unterschätzt, was täglich fünf Stunden Sport mit Muskeln machen. Sie sollten über Gehhilfen und Katheter nachdenken in diesen Camps … So einen ganzheitlichen Muskelkater hatte ich selten. So eine ganzheitlich grandiose Woche allerdings auch nicht. Hier haben Hardcore-Fans ja bereits ganz viele tolle Fotos gesehen. Für die gesetzteren Exemplare unter euch mache ich das aber natürlich nochmal mit mehr Textbegleitung hier auf dem Blog. Es war grandios von der ersten bis zur letzten Minute. DANKE, liebe Beach me-Jungs (hihi, wir wurden von Deutschen Meistern und beinahe Olympia-Siegern trainiert)! Ankommen und sich sofort daheim fühlen. Schon eine ganz leise Wehmut ahnen, und wissen, dass man am Ende wie ein kleines Kind nach dem Ferienlager nicht heim wollen wird. Von einer besonderen Kraft um 7 Uhr aus dem Bett geschubst werden, um sich ans Meer zu setzen. Auf den roséfarbenen Horizont gucken, auf sie warten und nicht enttäuscht werden. Sich einbläuen, dass diese Sonne wirklich jeden Tag wieder aufgeht und diese Gewissheit zur Metapher für ein entspannteres Leben machen. Ein warmes Marmeladencroissant verspeisen, am Kaffee nippen und der Sonne dabei zusehen, wie sie eine immer größer werdende Fläche des Meeresspiegels zum Glitzern bringt. Eine Ladung Sonnencreme verreiben und sich vernünftig fühlen. Den nächsten kindischen Witz reißen und sich wie ein Schulkind auf Klassenfahrt vorkommen. Wieder in die ausgeblichene Shorts steigen und pünktlich auf dem Feld stehen. Aufs Meer blicken, den Sand zwischen den Zehen spüren, den Ball fest drücken und spielen, spielen, spielen. Feststellen, dass Volleyballer-Männermuskeln die schönsten von allen sind. Dass Beachvolleyballer noch cooler sind als Surferboys. Die eigenen Muskeln bis in die letzten Fasern beanspruchen und feststellen, dass die Beine kurzzeitig so auftrainiert sind, dass sie nicht mehr so gut in die Jeans passen. Bemerken, wie das angespannte Gefühl im Bauch und der nervöse Magen sich verabschiedet haben. Nach einem halben Tag entscheiden, dass Schmuck, Make-up und 70 Prozent des Kofferinhalts in den nächsten sieben Tagen nicht benutzt werden. Den Sprungaufschlag zum ersten Mal halbwegs gut hinbekommen und ein bisschen stolz sein. Aufhören, Sand von Körperteilen zu klopfen. Nach jeder Trainingseinheit und überhaupt ständig ins glasklare, reine Meer springen. Danach auf dem Handtuch die mittlerweile gut gebräunte Haut trocknen und die sanfte Briese genießen. Aufmerksam und aufgeregt wie damals den neuen „Harry Potter“ lesen und ständig seufzen. Abend für Abend Bikinis und Sportsachen auswaschen und zum Trocknen aufhängen. Mit metallicrosé-farbenen Klapperrädern zum Supermarkt eiern und Gewürze kaufen. Gegrillten Lachs, Kürbisrisotto, Caprese, Foccacia und Guacamole essen und dabei in den Sternenhimmel blicken. Nach ein, zwei Gläsern Wein, guten Gesprächen und völlig wahnsinnigen Versionen von Mau Mau wie ein Stein ins Bett fallen und wie ein Baby schlafen. Und dann von vorne.