And a real good friend …

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

… and you’ll be awake 
You’ll be alert
You’ll be positive though it hurts.

(Rilo Kiley: „A Better Son/Daughter“ auf „The Execution of All Things“)

Heute geht es weder um Make-up, noch um Klamotten, und auch nicht um eine meiner Lieblingsbands. Heute geht es um eine der wichtigsten Sachen auf der Welt, um Freundschaft.

Anlass gibt mir eine heftige Diskussion mit einer guten Freundin. Wir hatten uns ein paar Monate nicht gesehen und nur sehr sporadischen Mail-Kontakt und mussten heute feststellen, dass wir uns „auseinander gelebt“ haben. Dieses beknackte Wort, das Hollywood-Stars immer benutzen, wenn sie das Ende ihrer Beziehung bekannt geben, ich hasse es. „Unüberbrückbare Differenzen“, „auseinander gelebt“, „voneinander entfernt“, ts.

In Sachen Freundschaft stellt sich mir da eine Definitionsfrage: Kann man sich überhaupt „auseinander leben“, wenn man befreundet ist? Wo im Körper oder Gehirn ist verankert, dass man mit jemandem befreundet ist und welche psychischen und physischen Vorgänge können so einen Anker lichten?

Bleibt man für immer befreundet, wenn man auf derselben Welle surft, sich aber nicht oft sieht/spricht/hört? Oder zieht sich der Anker ganz still und leise von selbst aus dem Fleisch, wenn man keinen Kontakt hat? Schlummert er bei einer echten Freundschaft womöglich da weiter, bis man wieder Kontakt hat? War da gar keine tiefe, ehrliche Freundschaft, wenn der Anker sich plötzlich von selbst löst?

Viele Fragen cruisen in meinem Kopf herum. Bisher definierte sich Freundschaft für mich immer darüber, dass die Zeitspanne egal ist, die zwischen den einzelnen Kontakaufnahmen liegt, eben weil man einfach aus demselben Holz geschnitzt ist und sich nach egal wie langer Zeit immer wieder prima versteht.

Seit heute bin ich nicht mehr sicher. Natürlich muss man Freundschaften pflegen, aber kann durch Nicht-Pflege die gemeinsame Basis verrutschen, oder täte sie das auch unbeirrt, wenn man pflegt? Kann man so was retten, wie ein vertrocknetes Basiliskum (ja, ich nenne es Basiliskum – für mehr Harry Potter im Alltag)?

Entschuldigt diesen pathetischen Erguss, aber ich bin verwirrt. Ich hoffe, diese Freundschaft, von der ich schreibe, hat sich nicht zu Sand zerstreut, obwohl sie vor vier Monaten noch am Strand von Andalusien herumgetollt ist. Und wer mir das mit dem Anker sagen kann, der bekommt mein vertrocknetes Basiliskum.