Das war die schönste Zeit, weil alles dort begann.

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

Was wir nicht können, ist irgendwas wiederholen. Kein Augenblick, kein Moment kann sich je wiederholen. … und warum sollten wir auch? (Bosse: „Schönste Zeit“ auf „Kraniche“)

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Die Anfragen häufen sich auf allen Kanälen. Facebook, Handy, WhatsApp, E-Mail – sämtliche Postfächer laufen über, weil ihr neugierigen Nasen endlich den Southside-Nachbericht sehen wollt. Da ich so ein netter Mensch bin, setze ich mich jetzt am Freitagabend drei Stunden hin, sortiere Bilder, lade hoch, lade rein und überlege mir, wie ich das letzte Wochenende möglichst bildhaft in Worte fassen kann (und ich freu mich drauf, hihi). Ich weiß jetzt schon, dass ich scheitern werde. Weil man sowas nicht originalgetreu niedertippen kann. Aber meine guten Freunde, die Bilder, werden helfen. Also schnappt euch ein Dosenbier, fahrt den Klappstuhl auf oder rollt die Matte aus und packt euch die Sonnenbrillen in die Gesichter. Denn diese 50 Bilder schillern gewaltig. Et voilà! Wir haben zum beinahe zehnten Mal den mobilen Teil unseres Lebens in ein kleines Auto gepackt und nach Neuhausen ob Eck geschossen. Aus Wohnung wurde Zelt, aus Schlafzimmer wurde Schlafsack, aus Bad wurde Kulturbeutel, aus Sofa wurde Campingstuhl, aus Küche wurde – äh – die Fressmeile. Wie einfach es doch ist, alles herzugeben. Wie leicht es doch ist auszubrechen, um einfach nur zu leben. Im Auto genehmigte sich Änn ob des etwas sehr zähen Staus schon mal eines unserer royalen Radler. Aus gegebenem Anlass wählten wir die gute Marke „Adelskronen“ und wurden nicht enttäuscht. Eignet sich perfekt als leichtes Frühstück oder Schlummertrunk. Wie von Zauberhand stand auch schon unser Zelt im Zauberland und wir machten es uns bequem, um auf die Nachhut zu warten. Diesmal wählten wir wieder unseren Stammplatz direkt an der Landebahn. Zwecks der Gaudi und so. Dieses Gefühl, wenn man da ist, alles steht, langsam die Sonne untergeht und einfach nichts zu tun ist, außer Spaß zu haben, ist das befreiendste auf der Welt. Dann kann einen selbige nämlich so richtig gepflegt … weil man nicht mitdreht. Weil man ruht. In den Abendstunden traf dann auch die Nachhut ein und unsere Campcrew war komplett. Was wir so gemacht haben, erzähle ich jetzt lieber nicht. Stattdessen folgen ein paar brave Fotos: So, los geht’s mit den Konzerten. Erstaunliches geschah: Obwohl beim diesjährigen Line-up niemand dabei war, für den ich sofort alles stehen und liegen lassen würde (also die Strokes waren halt nicht da ), war es musikalisch eines der besten Jahre! Weshalb? Weil … Die Augustines haben eröffnet. Das ist quasi fast unschlagbar und legt die Latte sehr hoch. Dann kamen etwas ungewollt Franz Ferdinand in die Quere, die ich in meiner Jugend (scheiße, lang her!) bis zur Vergasung gehört habe. Ich sag’s euch, man muss nur zehn Jahre Platz lassen zwischen den Konzerten, so konstruiert man 1A Flashbacks. Vom Bosse-Konzert sieht man leider nicht viel, weil ich zu sehr geschwelgt bin. Aber lasst euch raten: Geht zum nächsten in eurer Nähe. Dieser kleine Mann ist ganz groß! Ich hab noch nie erlebt, dass wegen Überfüllung niemand mehr ins Zelt durfte. Lykke Li am Abend war eher ein Lykkenfüller, aber ich bin dankbar, dass ich sie jetzt wieder auf dem Schirm habe. „Sadness is a Blessing“ ist so wunderbar. Und sie hat sich von einem schüchternen Häschen in einen schwarzen Schwan verwandelt. Ein Hippie-Mädchen in dunkel, wenn man so will. Extrem schön anzusehen. Nach Mitternacht ließen wir uns noch von sehr sympathischen Belle & Sebastians in den Schlaf wippen bzw. gen Disco-Zelt entsenden. Was für ein grandioser FF (Festival-Freitag)! An Tag 2 packte uns wie immer der Dekorations-Rappel. Also ich rede von Selbst-Dekoration. Änn hatte fleißig vorgesorgt und diversen Körperschmuck bei der Hand. Sehet selbst ;). (Ja, wir lieben uns so sehr, dass wir auf Fotos automatisch Kussmünder formen.) Besonders schön finde ich übrigens diesen Körperschmuck/Biertransporter. So charmant schmuggelte Änn unsere Dosen mit aufs Festival-Gelände. Vermutlich krieg ich Hausverbot, wenn sie das lesen. Also sagt es nicht weiter! Ebenfalls ansehnlich: die diesjährigen Freundschaftsbänder. Ich setzte auf knalliges Pink, Änn entschied sich für dezenteres Rosé. Mal sehen, ob sie bis 2015 durchhalten. So, wir driften ab. Wo machen wir weiter? Ach ja, am besten mit Mario. Der war nämlich auch da. Wir dachten uns, wenn sie ihn nicht mit nach Brasilien nehmen, nehmen wir ihn halt mit nach Neuhausen ob Eck. Kleiner Scherz. Wir machen mit Musik an Tag 2 weiter. Da hätten wir We Invented Paris – eine Kombo aus der Schweiz. Hatte ich vorher nie gehört, können sich aber hören lassen. Der eine Gitarrist heißt Bruce Klöti. Ich finde, allein das ist ein Grund, diese Band nicht zu unterschätzen. Jetzt muss ich kurz auszucken. Ihr kennt ja meine grenzenlose Liebe zu schönen Frontmännern von tollen Bands. Seit jetzt sei also offiziell: Wenn Julian Casablancas nicht mag (was eher wahrscheinlich ist, weil er ja schon eine Jules zur Frau hat – blöderweise bin das nicht ich), nehme ich Thees Uhlmann. Seit seinem Southside-Konzert bin ich sowas von verliebt in diesen Mann, das geht auf keine Kuhhaut. Ich erkläre diese Liebe jetzt nicht, würdet ihr eh nicht verstehen. Denkt einfach dran, bei Gelegenheit seine Musik zu hören und ihm meine Nummer zu geben, wenn er euch über den Weg läuft. Danke vielmals. Den Abend schlossen Casper (h-e-i-ß-e-r Tüp), die Kooks (wie bei Franz Ferdinand – heißer Flashback), Arcade Fire (trotz des Namens nicht heiß, zumindest nicht für mich) und Tocotronic (mir war heiß im Zelt). Keine Bilder von den Brankos, lieber von der Stimmung. Mal ganz im Ernst: Gibt es etwas Besseres, als bei Sonnenuntergang zwischen guten Leuten zu sitzen, was Gesundes mit einem Liter Schokolade übergossenes Obst zu essen und top Musik zu hören? Tag 3: Sonntag. Noch ein letztes Mal Gas geben, auch wenn die Muskeln schon lahm sind und die Ohren sausen. Aber diese vier Konzerte waren auch nochmal erinnerungswürdig. The Wombats: Waren schon mal besser. Aber irgendwie wirkte Murph fröhlicher als sonst. Vielleicht ist er nicht mehr auf Anti-D und hat den Song deshalb nicht gespielt. Wenn das der Preis ist, dann zahl ich ihn gern. Zwischendrin Interpol: Die durchschneiden die Luft. So eindringliche Musik. So ein präsenter Paul Banks. Und dann ist alles explodiert. Kraftklub. „Ich zieh mich aus, wenn sich fünf Paar Brüste finden“, bot Felix an. Er hatte den Satz nicht beendet, da waren besagte Objekte nackt in der Luft zu sehen (nein, ich habe mich dezent zurückgehalten). Was folgte, würden manche Personen sicherlich mit „Es hat einfach so eine Eigendynamik entwickelt“ beschreiben. Rotierende T-Shirts, fliegender Müll, springende wirs. Grande. Das letzte Konzert gab Lilly Allen. Wie wunderbar sie ist! Extrem gute Stimme, Vollprofi, mitreißend, ein bisschen crazy. Ein würdiger Abschluss. So, was haben wir jetzt noch an Bilder-Restbestand? Ein Panoramabild zum Beispiel: Was entdecken wir darauf? Genau, etwas Neues! Ein Riesenrad! Mussten wir natürlich rein 🙂 Und natürlich zwängten wir uns auch in die Fotobox. Ein Teil ist ob der Enge leider nicht zu sehen. Und jetzt sind drei Stunden vorbei, ich gucke auf EinsPlus das Southside-Special und gebe mich der süßen Melancholie hin. Danke Deko-Änn, Chanel-Stevo, Playboy-Benni-Bunny, Massage-Tensh und Gerät-Christian. Schöner kann man’s nicht machen. Wir sind Vollprofis. Auf nächstes Jahr! PS: Meine Lieblingsband war übrigens diese Dixie-Band hier: ]]>