„Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

(Johann Wolfgang von Goethe: Faust I)

goethe

Und, was ist es? Die Liebe natürlich. Pia und ich waren gestern in „Goethe!“ und ich fand diesen Film wunderbar.  Im Studium musste ich mich ja zwangsläufig mit ihm befassen, mit dem Johann. Trotzdem war ich immer eher Team Friedrich (Schiller). Klar, die Klassiker wie „Werther“, „Iphi“ (auch Gestalten der Weltliteratur darf man beim Spitznamen nennen), „Götz“, „Faust“ hatte ich gelesen, aber ich war wohl noch zu verschlossen, um das Genie dahinter zu schätzen. Der Brocken Goethe schien immer ein bisschen zu schwer.

Gegen Ende konnte mich Johann dann aber doch vollends niederstrecken: mit der „Italienischen Reise“. Ich weiß noch, wie ich diesen Schinken anfangs verflucht habe. Aber als ich mich darauf eingelassen hatte und damit knapp am Burnout vorbeigeschlittert bin, hat mich dieser Reisebericht einfach nur noch fasziniert.

Johann war nämlich ein ziemlich vielschichtiger Kerl, müsst ihr wissen. Einer, der sich für alles interessiert hat. Ich hab‘ mich bei dieser Arbeit echt reingekniet, wollte ihn verstehen. Habe die „Beiträge zur Optik“„zur Farbenlehre“ und schließlich „Dichtung und Wahrheit“ studiert, um ihm nahezukommen, ihm zumindest ein wenig gerecht zu werden und ihm den nötigen Tribut zu zollen.

willkommen-und-abschied

Ich konnte den Brocken nie in all seine Einzelteile zerlegen, aber es hat mich sehr bereichert, zu verstehen, aus was Teile davon gemacht sind. Der Film war famos, finde ich. Der Regisseur hat Dichtung und Wahrheit miteinander verflochten: Goethe und seinen Werther. Dadurch ergaben sich einige Szenen, die sich in Wahrheit nie so zugetragen, sich aber zu einem wunderbaren Film gefügt haben. Goethe hat viel von sich selbst in seine Werke gebrannt, und gerade dadurch, dass Werther im Film omnipräsent ist, kommt man Goethe sehr nahe.

Ich habe bei den traurigen Szenen, in denen die Liebe zwischen Lotte und Goethe auf schlimme Weise zerfetzt wird, nicht geweint, nur geschluckt. Aber als sein Werther verlegt wurde und so viele Menschen davon begeistert waren und Goethe sich so sehr gefreut hat, dass seine Kunst endlich Gefallen findet – da musste ich heulen vor Glück.

Weil es das größte Glück ist, Menschen damit zu begeistern, in was man seine ganze Leidenschaft gesteckt hat. Leiden schafft Glück, wenn es Platz macht.