Fragen von Max Frisch…

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

Es gibt da diesen berühmten Fragebogen von Max Frisch. Ich liebe Fragebögen, also habe ich mich mal rangewagt.

1. Sind Sie sicher, daß Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert? 
Ich bin sicher, dass es nicht so ist

2. Warum? Stichworte genügen. 
Wenn ich nicht mehr bin, kann mich gar nichts mehr interessieren. Und da ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube, kann ich die Entwicklung der Welt nach meinem Tod gar nicht mehr beurteilen. 

3. Wie viele Kinder von Ihnen sind nicht zur Welt gekommen durch Ihren Willen? 
Vermutlich sehr viele, wenn man Verhütung als willentliches Nicht-Bekommen von Kindern einstuft. Gegenfrage: Ist die bewusste Entscheidung für ein Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt vergleichbar mit dem willentlichen Nicht-Bekommen diverser anderer Kinder durch Verhütung? Ich glaube nicht.

4. Wem wären Sie lieber nie begegnet? 
Niemandem. Jeder Mensch prägt einen und löst etwas in einem aus, woraus man lernen kann. Und ich habe noch nie jemanden getroffen, der mir wirklich geschadet hat. Ich würde einige Kerle aber gerne im Nachhinein ausklammern, weil sie mich nicht glücklich gemacht haben. Aber auch das gehört dazu. 

5. Wissen Sie sich einer Person gegenüber, die nicht davon zu wissen braucht, Ihrerseits im Unrecht und hassen Sie eher sich selbst oder die Person dafür? 
Nein. 

6. Möchten Sie das absolute Gedächtnis? 
Was ist das absolute Gedächtnis? Vergesse ich dann nie wieder was? Klingt verlockend, aber dann vergisst man auch viel Mist nie mehr. 
Ich verzichte also auf das absolute Gedächtnis und vertraue darauf, dass meines das behält, was relevant ist.

7. Wie heißt der Politiker, dessen Tod durch Krankheit, Verkehrsunfall usw. Sie mit Hoffnung erfüllen könnte? Oder halten Sie keinen für unersetzbar? 
Blicken wir nach Osten …

8. Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen? 
Meine Opas. Und wenn ich glamouröser denken soll: Johnny Cash, Audrey Hepburn, Goethe und Schiller. 

9. Wen hingegen nicht? 
Ich hatte keine besonders starke, emotionale Bindung zu den meisten Toten. Deshalb kann diese Mehrheit gerne in den ewigen Jagdgründen bleiben. 

10. Hätten Sie lieber einer anderen Nation (Kultur) angehört und welcher? 
Nein. Ich genieße es, dass ich die Möglichkeit habe, in andere Kulturen einzutauchen, wenn mir danach ist. Für die restliche Zeit bin ich mit meinem privilegierten Kulturraum sehr zufrieden. 

11. Wie alt möchten Sie werden? 
So alt, dass ich euch alle überlebe, und hier noch eure Todesanzeigen veröffentlichen kann. Scherz. Nein. Ist mir eigentlich egal. Das Wichtigste wird beim Sterben sein, dass es allen Hinterbliebenen gut geht und sie ohne mich zurechtkommen. 

12. Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen, gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder Nein. 
Nein. 

13. Warum nicht, wenn es Ihnen richtig scheint? 
Weil ich nicht die Königin der Welt bin und meine Meinung niemandem aufzwinge. Außerdem ist Macht eine gefährliche Sache. 

14. Hassen Sie leichter ein Kollektiv oder eine bestimmte Person und hassen Sie lieber allein oder im Kollektiv? 
Ich hasse nicht, weil Hass Energieverschwendung ist. Wenn, dann aber einzelne Personen und lieber allein. 

15. Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden, oder meinen Sie’s noch? Angabe des Alters. 
Klar meine ich es noch. Ich lerne jeden einzelnen Tag. 

16. Überzeugt Sie Ihre Selbstkritik? 
Welche Selbstkritik? 

17. Was, meinen Sie, nimmt man Ihnen übel und was nehmen Sie selbst übel, und wenn es nicht dieselbe Sache ist: Wofür bitten Sie eher um Verzeihung? 
Ich versuche so zu leben, dass ich mit mir und anderen im Reinen bin und es nichts gibt, was man mir übelnehmen kann (nicht gleichzusetzen mit „es allen recht machen wollen“). Man könnte mir aber bestimmt manchmal übel nehmen. dass ich sehr hartnäckig sein kann, wenn ich etwas erreichen will, oder wenn ich will, dass andere etwas erreichen. Das kann nervig sein.

18. Wenn Sie sich beiläufig vorstellen, Sie wären nicht geboren worden: Beunruhigt Sie diese Vorstellung? 
Ganz beiläufig: Nein. Ihr seht schon, in Sachen „Leben nach dem Tod“ bin ich Agnostikerin. 

19. Wenn Sie an Verstorbene denken: Wünschten Sie, dass der Verstorbenen zu Ihnen spricht, oder möchten Sie lieber dem Verstorbenen noch etwas sagen? 
Er soll zu mir sprechen. Ist doch viel interessanter! Die Person kann mir etwas für mein Leben mitgeben, ich kann ihr fürs Jenseits schlecht Tipps geben.

20. Lieben Sie jemand? 
Mehrere Jemande, ja. 

21. Und woraus schließen Sie das? 
Weil ich ganz reine, innige Gefühle für diese Menschen hege und mich ihr Verlust sehr traurig machen würde. 

22. Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist? 
Dass Messer war zu stumpf, haha.
Ich will niemandem das Leben nehmen und vertraue auf unsere Strafgesetze.

23. Was fehlt Ihnen zum Glück? 
Eigentlich nichts. Aber irgendwas ist immer. Vielleicht ist das sogar gut. Wenn man immer an etwas arbeitet, kann man nicht abstumpfen und blöd werden, oder? 

24. Wofür sind Sie dankbar? 
Dafür, dass meine Lieben und ich gesund sind. Dafür, dass wir das Glück haben, auf sicherem Boden aufzuwachsen und frei zu sein. Dafür, dass ich jeden Tag die Wahl habe. 

25. Möchten Sie lieber gestorben sein oder noch eine Zeit leben als ein gesundes Tier? Und als welches? 
Als Delfin oder Elefant leben.