Heute bin ich stolz.

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

Seit Januar müsst ihr euch mein Gesabbel anhören oder durchlesen. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich meinem Chef die famose Idee unterbreitete, dass ich im Januar drei Wochen Urlaub nehmen könnte.

„Spinnst du?“, war seine Reaktion.
„Ich muss die Master-Arbeit noch schreiben“, erklärte ich.
Irgendwie hab ich dann tatsächlich Urlaub bekommen und am ersten Tag dieses „Urlaubs“ marschierte ich mit zwei großen leeren Tüten in die Bibliothek der Uni München und packte alles ein, was irgendwas mit Emotionen (ich schrieb über sprachliche Mittel zum Ausdrücken von Emotionen in Boulevard-Texten) zu tun hatte.

Ich formte Stapel auf meiner Kommode (alte, hässliche Bücher, die ich erst ganz am Schluss lese, neue, schöne Bücher, die halbwegs Spaß machen, Fehlgriffe, die ich zurückgebe), wälzte fortan Buch um Buch und benutzte seit Langem mal wieder einen Bleistift, um wichtige Stellen zu markieren (dass ich keinen Radiergummi besaß – außer den am Ende des Stiftes – wurde mir am Tag, an dem um 9 Uhr die nächste Mahngebühr von 50 Euro fällig geworden wäre, bewusst, und ich radierte um mein Leben).

Ich verbrachte Stunde um Stunde am Schreibtisch und dachte an jedem einzelnen Tag: „Herr im Himmel, hilf! Ich muss, aber ich will nicht. Ich will, aber ich muss nicht.“ Ich war top motiviert, dann wieder kurz vor dem Burnout, dann wieder euphorisch, dann wieder total geknickt.

Meine Mama fragte regelmäßig nach den Fortschritten, meine Tonlage sank sofort noch tiefer und ich maulte. Ohne Grund, schließlich war es meine Entscheidung, das Studium für mein Traum-Volontariat neben ebendiesem anzuordnen.

Ein halbes Jahr lang schleppte ich diesen Klotz mit den zwei Buchstagen (MA = Masterarbeit) am Bein mit mir herum, ein halbes Jahr setzte ich mich immer wieder auf meine vier Buchstaben, an denen mir die zwei Buchstaben so oft vorbeigehen hätten können (konnte dem jemand folgen?).

Immer die Gewissheit im Kopf, dass der Tag nach der Arbeit in der Redaktion noch lang nicht vorbei ist, aber dass ich diesen Kack gefälligst durchziehen muss.

Und heute war es soweit: Ich konnte diesen Klotz (drei sogar) endlich ablegen bzw. abgeben.
Meine Master-Arbeit ist eingereicht.
HEILIGE SCHEISSE, YES! HEUTE GIBT’S CHAMPAGNER!   PS: Jaja, bestehen muss ich erst noch und natürlich überlege ich, an welchen Stellen ich Unsinn geschrieben habe und ja, ich muss noch die beiden Prüfungen ablegen. ABER das ABER kann mich mal. Der Brocken ist geschafft!