I didn’t take no shortcuts …

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

… I spent the money that I saved up 
Oh, Momma running out of luck 
Like my sister, don’t give a f***. 

(The Strokes: „Barely Legal“ auf „Is This It“)

Heute geht es um Julian Casablancas und ein bisschen um Barcelona. Aber vor allem um Julian. Seines Zeichens der Mann, der die Strokes groß gemacht, eine phänomenale Soloplatte rausgebracht und jetzt nochmal den Hahn aufgedreht hat.

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Team Juliver war am Wochenende in Barcelona und verbrachte dort die bislang schönsten Tage des Jahres 2015. Wie ihr wisst, ging mein erstes Date mit dieser Stadt letztes Jahr wettertechnisch ziemlich in die Binsen (hier nachlesen). Versuch Nummer 2 entschädigte mich gewaltig dafür. Wir hatten vier Tage lang nur Sonne. Als airbnb-Profis mieteten wir uns wieder in so einer Bude ein, diesmal im Viertel La Barceloneta, das direkt am Strand liegt. Das kleine Blaue da hinten auf dem Foto ist das Meer. Wir hatten quasi eine Wohnung mit Meerblick ;).“Direkt am Strand“ war wirklich sehr direkt. Aus der Tür, links, 30 Sekunden gehen, schon standen wir im Mittelmeer. Apropos „gehen“ … Carsten war natürlich auch dabei. Da ich Carsten nämlich noch mindestens drei Wochen tragen muss, haben wir zwei uns arrangiert. Er ist jetzt fester Bestandteil meines Lebens, quasi mein Lebensgefährte. Auch meine Freunde haben ihn liebevoll aufgenommen, grüßen mittlerweile zuerst ihn und dann erst mich mich und sorgen sich rührend (Anekdote: Oliver steht auf, zieht die Jalousien hoch, sagt „Guten Morgen, Carsten“. Ich sage: „Guten Morgen, Oliver“. Oliver sagt: „Ach ja, guten Morgen, Juli“). So, kommen wir zum Anlass dieser Reise: Das Primavera Sound Festival. Es war doch tatsächlich meine erstes Festival im Ausland und das hatte einen triftigen Grund (hier schließt sich der Kreis): Die Strokes gaben sich die Ehre.

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Diese Band hat meine späten Teenager- und kompletten Twen-Jahre beschallt. Es gibt keinen Song, den ich nicht kenne. Eventuell könnte man das als „Groupie“ bezeichnen. Das Festival-Lineup zierten aber nicht nur die Strokes, sondern auch gleich Julian mit seinem neuen Band-Projekt „The Voidz“. Dazu noch Damien Rice und ein paar Konsorten – also mussten wir da hin. Vor Ort trafen wir Angie und Michi, das Cuarteto contento war completo. Wenn dann im warmen Abendlicht so ein Push auf dem Handy erscheint … hach! Das Zeug, das er mit den Voidz macht, kann man sich nicht anhören, ganz grässlich. Aber ihn, ihn kann man sich anschauen. Denn der gute Jules hat echt was aus sich gemacht. Die Wuschelfrise ist einem schicken Vokuhila mit roten Highlights gewichen, der einst schlanke Body hat jetzt richtig Wumms und statt Lederjacke trägt er nun vorteilhafte Westen. Böse Zungen mögen behaupten, dass er ein bisschen die Kontrolle verloren hat. Ich glaube, das ist alles so gewollt und Kunst. Seine Bühnenpräsenz ist auf jeden Fall so, dass ich mit offenem Mund, bis er die Bühne wieder verlässt. Ebenfalls sprachlos machte uns Damien Rice. Wenn dieser Mann sich mit seiner Gitarre hinstellt und mit voller Inbrunst seine Herzschmerz-Hits schmettert: Wundervoll! Auch sehr wundervoll zu beobachten: Herr Rice gesellte sich danach zu einem Stand auf der Fressmeile, aß Trauben, war „not into that selfie thing“ und – ja – war einfach da und einer von uns.

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Bis es mit den Strokes dann richtig ernst wurde (nämlich am nächsten Tag gegen Mitternacht), ließen wir uns vom Trubel und Getröte in den Straßen aus den Betten katapultieren. Stellt es euch in etwa so vor: Eine bayerische Blaskapelle reißt um 7 Uhr morgens eure Schlafzimmertür auf, quetscht sich hinein und spielt mit sehr viel Nachdruck ihre Liedln. Ununterbrochen, stundenlang, hochmotiviert und weit über Zimmerlautstärke. (Der Grund: Fußball, Copa del Rey = der spanische DFB-Pokal, Barca hat gegen Bilbao gewonnen – wusste ich natürlich alles nicht, musste ich nichtnachschlagen.) So, und dann war der Abend der Abende gekommen. Juliver ließen sich vorsorglich noch piercen (natürlich nicht wirklich). Eigentlich wollte ich auch Julians Frisur nachmachen, aber dazu waren meine Haare noch zu kurz. Good things can wait :).Und dann nahmen wir (drei Stunden vor Anpfiff) unsere Plätze in den vorderen Reihen vor der Bühne ein. Diese Spannung, dieses Gruppen-Euphorie vor einem Konzert, magisch. Und dann war alles außer Kontrolle und ich 90 Minuten lang in einem anderen Universum. Das kann man eventuell mit einem Fußballspiel vergleichen oder mit „Star Wars“ oder so. Nein, eigentlich kann man es mit nichts vergleichen, ehrlich. Hier noch ein kleines Video von einem meiner liebsten Hits „Taken For A Fool“:

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Euphorisch und tiefenentspannt nahmen Juliver am Sonntag dann noch ihren Monate im Voraus vereinbarten Termin mit Gaudí wahr. Endlich eine Besichtigung der Sagrada Família, die wollte ich schon so lange sehen. Wer was à la Notre-Dame de Paris oder so erwartet, vergesst es. Die Sagrada ist vom andern Stern, eine durchgeknallte Kirche. Am tollsten sind die Fenster. Ein klassischer Fall von „kannste im Foto nicht festhalten“, musste hingucken und es dir merken, wenn du dich daran erinnern willst. Es ist, als ob das Licht einen umarmt und ein paar Zentimeter vom Boden hebt. Lustig, dass Julian auch da vertreten ist. So, und jetzt Schluss, hasta luego!