Los Angeles: Hooray for Hollywood!

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

(„Hooray for Hollywood!“ von John Mercer –> Kennt man von den Oscars und so.)

Mehr braucht diese Headline nicht, um alles auszusagen, was L.A. in mir hervorgerufen hat. Ein lupenreines Hooray nämlich! Ich wollte schon ewig in diese Stadt. Auch wenn immer alle sagten: „Das ist nicht so geil, wie man denkt“ und „Erwarte nicht zu viel von L.A.“, wollte ich hin und das Ganze mal selber begutachten, eventuell entzaubern.

Und wisst ihr was? Ich wurde umsonst gewarnt, denn diese Stadt ist grandios! Sie hat mich von der ersten Minute an in ihren Bann gezogen, mir liebevoll ihr Lebensgefühl übergestülpt – und sich nicht ent-zaubert, sondern mich ver-zaubert.

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Komplett übertroffen haben wir uns auch selbst in Laguna Beach, als wir 100 Meter vor der Autobahnauffahrt mit fancy blinkendem Warnsignal („Suchen Sie SOFORT eine Werkstatt auf!“) noch schnell das Schild einer Autowerkstatt registrierten und in deren Einfahrt bretterten. Dort teilte man uns mit: „Ja, ganz gut, dass ihr rausgefahren seid. Sonst hätten wir womöglich morgen in der Zeitung von euch gelesen.“ Klar, Scherz, trotzdem ein Hoch auf unsere blitzschnelle Reaktionsfähigkeit und ein dickes Danke an die lieben Leute in Laguna. Wir konnten mit dem Autoverleih telefonieren und sie haben uns zackig das Ersatzrad aufgezogen, mit dem wir es zur nächsten Dollar-Station schafften. Wir starten diesen Eintrag also mit einem besonders hässlichen Bild und einem kleinen Quiz. Was ist das für ein Metallteil, das unseren Reifen geplättet hat? Es wurde bislang nicht identifiziert. Wer es weiß, kann es als Dekogegenstand haben. So kam es also, dass wir in diesem schwerfälligen Omma-Chrysler die Küste bis Los Angeles erkunden durften. Kam in den ganzen Kurorten gar nicht so schlecht 😉 Auf jeden Fall war klar: Vor der Wüstentour musste das Teil wieder umgetauscht werden. Jetzt aber erst mal ein paar Fotos. Wer kauft mir ein Strandhaus in Newport? Als Gegenleistung helfe ich euch bei der nächsten Reifenpanne! In L.A. angekommen bot sich erst mal dieser Anblick. Das ist Marina del Rey, unsere Hood für die nächsten Tage (kann ich übrigens sehr empfehlen. Liegt direkt am Venice Beach und bei den Kanälen, ist sicher und schön). Wer jetzt befürchtet, dass es da furchtbar nach Fisch stinkt: Nee. Das Wasser könnte man trinken, so penibel sauber wird es gehalten (vermutlich kippen sie allerhand Chemie hinein, weshalb man es eventuell doch nicht trinken sollte). Wir zogen also bei unserem nächsten Airbnb-Host ein und ihre erste Ansage schenkte uns einen vagen Vorgeschmack auf die Stimmung in L.A.: „Wundert euch nicht, wenn es nach Gras riecht. Das haben sie hier legalisiert.“Am nächsten Tag musste erst mal eine Ladung Traumwelt in der Traumwelt her. Wir düsten nach Anaheim Richtung Disneyland. Dort machten wir zuerst den Adventure Park unsicher, bevor wir schnallten, dass das Disneyland noch kommt. Folgendes sei euch angeraten: Geht auf auf jeden Fall in den Terror Tower, die Wildwasserbahn (wenn die Sonne scheint, danach seid ihr nämlich klatschnass) und dieses Arielle-Teil. Lasst die Cars-Geschichte weg (da standen wir zwei Stunden lang an), fahrt drei Mal Achterbahn, falls ihr keine Lust habt, an dem Tag noch was zu essen und nehmt im Mickey Mouse-Riesenrad NICHT die schaukelnden Gondeln. 
Etwas blümerant (wie gesagt, fahrt sie nicht drei Mal …) schlichen wir dann rüber ins Disneyland. Eigentlich steh ich ja nicht auf Kitsch. Aber ja, zugegeben, als ich dann vor dem Dornröschenschloss stand, entfleuchte mir ein „Ooooh, Oli! Ist das schööön! Los, wir gehen sofort rein“. Der arme Kerl musste sich dann durch die Dornröschen-Geschichte quälen. Sorry nochmal! Im Grunde hat man das Zeug im Disneyland dann schnell gesehen, wenn man nicht grade fünf Jahre alt ist und wirklich alles ausprobieren und anfassen muss. Den Erwachsenen empfehle ich unbedingt die Bootsfahrt durch die unterirdische „Fluch der Karibik“-Welt. Wir saßen mit offenen Mündern in unserem Bötchen. Dieses Jack Sparrow-Bild bringt nicht im Geringsten das rüber, was einen da unten erwartet. Dieser Dekoartikel (Lumière aus „Die Schöne und das Biest“) leuchtet jetzt übrigens in meiner Wohnung als Erinnerung an meinen ersten Disneyland-Besuch.Nehmt euch für den Abend am besten nix mehr vor. Disney macht einen platt. Wir hatten doppelt so dicke Beine und mussten auf den Händen ins Haus laufen, wo wir halbtot in die Betten krachten. Am Morgen hatten die Haxen aber wieder Normalformat und wir düsten mit Chrysi ab nach Hollywood und betrieben ein wenig Sightseeing. Es ist schon erstaunlich, wie mitten in dieser Stadt dieses gesegnete und verfluchte Hollywood liegt, und es einfach niemanden kratzt.

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Das meine ich mit dem L.A.-Lebensgefühl. Die Menschen da wissen, dass sie es gut haben und dass ihre Stadt wahnsinnig schön ist. Das genießen sie einfach, ohne sich zu stressen. I like. Sollten wir auch mal versuchen. Schließlich haben wir es auch schön in München und wirklich keinen Grund, allerweil zu lamentieren. Nichts zu lamentieren gab es auch bei diesem Kauf. Der ein oder andere mag mitbekommen haben, dass ich kürzlich Unsummen an Geld gewonnen habe und davon wurde ein wunderschönes Souvenir auf dem Rodeo Drive erstanden. Weiter ging’s zum sagenumwobenen Chateau Marmont (sämtliche Sagen lest ihr bitte hier nach). Oli hat den Hype nicht ganz verstanden, den ich darum gemacht habe. Alle Klatschgirls werden es aber verstehen. Wenn ihr da seid, geht mal rein, guckt euch um, schnuppert ein bisschen Skandalluft und gönnt euch nen Drink. War irgendwie aufregend! Jetzt aber rein in die Touri-Gasse: der Walk of Fame! Sonst sieht man diese Sternchen immer nur, wenn Star X oder Star Y einen kriegt und einweiht. Plötzlich steht man dann da und denkt „Aha, das ist es also.“ Ich habe immer wieder festgestellt, wie die Magie plötzlich verpufft, wenn man das Traumbild durch das ersetzt, das man mit eigenen Augen sieht. Ein interessanter Effekt. Vielleicht entstehen so die echtesten Bilder. Sehr gerührt war ich dann aber an diesem Stern. Ruhe sanft, Robin. Ich mochte dich sehr gern. Und dann war da noch das hier. Das bin ich beim Bewerben bei Hugh Hefner. Bisher hab ich nichts gehört, aber ich rechne fest mit einer Zusage. Neuer Tag, neue Schnapsidee: Wir brauchen Caps! Da unsere Marke Juliver innerhalb kürzester Zeit florierte, sollte dies gebührend bestickt werden. Ich präsentiere also: Die Original Juliver Cap. Und wo präsentiere ich sie? Weit oben. Auf dem beliebten Touri-Aussichtspunkt Griffith Observatory. Von da sieht man ganz gut … Nun zu einem weiteren Touri-Programmpunkt. Ich wollte unbedingt in die Warner-Studios. Warum? Zum Beispiel deswegen: Ich: „Ich will Slytherin sein.“ 
Oli: „Oh nein, oh nein, ich will Gryffindor sein!“ 
Ich: „Laaangweilig.“ 
Hut über mir: „Sabbelsusabbelsi, ewiges Gesabbel. GRYFFINDOOOOR!“ Hut über Oli: „Slytherin.“ 
Nun ja. Bei Warner gibt’s auch die Horkruxe aus den letzten Potter-Bänden. Mich beschleicht gerade ein Verdacht. Eventuell bin ich ein größerer „Harry Potter“-Fan, als mir selbst lieb ist. Ich hätte sogar die Fernbedienung in Form von Harrys Zauberstab gekauft, wenn ich nicht schon Kerzenständer Lumière im Disneyland erstanden hätte. Dafür habe ich euch zwei Bilderrätsel aus den Warner-Studios mitgebracht. Welche Szene fand an der Regenrinne des ersten Bilds statt? Wer saß auf den Treppen des zweiten? Die Auflösung kommt pronto danach. Lösung zu Bild eins: Hier klicken. Lösung zu Bild zwei: Ich finde leider kein Bild, aber in einer Satc-Folge außerhalb NYs ließ sich Carrie hier nieder.

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Jetzt muss ich überlegen, was wir noch gemacht haben. Ach ja! Unsere Vermieterin hatte zwei sonderbar klapprige Räder zu verleihen und so erkundeten wir an einem Tag auch mal unsere Hood. Ich glaube, ich habe mich zu keinem Zeitpunkt mehr in Kalifornien daheim gefühlt, als beim Radeln.37Die Canals kennt ihr ja sicher aus „Valentines Day“. Die sind der Hammer. Unbeschreiblich schön. Am Abend fetzten wir zum Sonnenuntergang wieder an den Strand. Man kennt solche Fotos ja. Die tauchen immer wieder in Zeitschriften auf und scheinen so weit weg und so utopisch. Und dann saßen wir zwei da auf einmal mittendrin und konnten diese Bilder selber machen. Jetzt – ein paar Wochen später – kommen sie mir beim Anschauen schon wieder utopisch weit weg vor. Ich sollte langsam mal kapieren, dass diese Reise wirklich passiert ist! Das war’s „auch schon“ aus L.A. So oberflächlich, so künstlich, so unwirklich, so scheinheilig diese Stadt auch scheint – sie hat seit Jahrzehnten Platz für jede Idee. Für jeden Einfall. Beherbergt jeden Traum und schenkt jedem eine Chance. Jedem, der das Träumen nicht verlernt hat.