New York, are you tuning in …

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

…New York big city of dreams 
New York oh what a city 
New York, are you tuning in …
And its funny how time flies In the city that never sleeps 
It’s getting after hours, and I’m feeling the heat. 

(Richard Ashcroft: „New York“ auf „Alone With Everybody“ –> Ich glaube, dieser „New York“-Song umreißt fast alle Facetten unserer Reise.)

Tach zusammen! Team NYC is back! Ich habe hier circa 100 Fotos liegen (selbstverständlich schon geschnitten, wie sich das für eine anständige Bloggerin gehört) und überlege, ob ich sie in sieben Einträgen verwurste, oder ob ich sie in einem verbrate und euch damit die geballte Ladung New York um die Ohren haue (und euch zähe Minuten des Wartens aufzwinge, bevor die Seite alle Bilder geladen hat). Aber ich kenn‘ euch. Ihr seid so gierig wie ich und wollt es doch auch. Ich wette, dass ein paar von euch schon mit den Hufen scharren … also machen wir es (der Gewohnheit wegen) einfach der Reihe nach und geben uns gemeinsam Bild für Bild die vollendete Dröhnung. Hach, was für ein Spaß! 

Nach unserer Ankunft… (neun Stunden Flieger, zwei davon mit dem Circus Krone-Konzert vom Poisel Philipp verbracht) … sahen wir in etwa so aus:

Warum schauten wir so blöd? Weil uns dieser Anblick erst mal total erschlug: Ungefähr so erschlagen fühle ich mich jetzt gerade auch. Ich sitze mit Tee auf dem Sofa und kann die letzte Woche noch nicht so recht fassen. Zum Glück gibt es diese Website. Nach diesem Blog-Eintrag wird sich das Chaos in mir weitestgehend gelichtet haben. Also flott weiter im Text. 

Tag 1: Wenn ich verreise und neue Städte entdecke, brauche ich dazu einen Plan. Ich hasse es, wenn ich irgendwo ankomme, und erst mal überhaupt nicht weiß, wo ich anfangen soll. Deshalb schnipsle ich vorher eine Karte aus Google Maps zusammen und markiere darin alle Punkte, die ich sehen will. Nennt mich altmodisch, aber ich brauche das für den Überblick. Meine physische Karte bekommt im Lauf der Reise eine einzigartige Patina (sie zerfleddert und wird ranzig – je mehr, desto mehr haben wir gesehen): 

Damit machten wir uns also auf den Weg von Harlem nach Manhattan, einmal von Nord nach Süd. Geht schnell, wenn man den Express Train nimmt. Geht nicht so schnell, wenn man den Local Train nimmt. Der hält nämlich bei jeder Mülltonne. Also aufgemerkt: Achten Sie auf die Hinweise, wenn Sie Ihre U-Bahn betreten! Wir wollten zuerst alle Touri-Attraktionen abhaken. Die in jedem Reiseführer stehen. Die man aus 100 Filmen und von 1000 Fotos kennt. Die man quasi aus dem Kopf nachzeichnen kann, obwohl man noch nie selbst davor stand. 

Tataaa, da hätten wir Nummer 1: Da die Dame ob des Government Shutdowns keinen Besuch empfing, winkten wir ihr nur von der Staten Island Ferry zu. Langt auch. Man will ja niemanden belästigen. Hier gibt’s alle Infos zur Ferry. Ist eine nette Sache, weil man kostenlos auf dem Wasser rumdüsen kann und einen prima Ausblick dazubekommt. 

Zurück in Manhattan sagten wir dem Times Square „Servus“. Ich hasse diesen Platz. Er ist laut, voll, chaotisch … 

… wenn man Pech hat, latscht auch noch der Naked Cowboy an einem vorbei und spielt grässlich Gitarre. 

Ich kann verstehen, warum alle New Yorker den Times Square meiden. Aber gut, muss man gesehen haben, nech? 

Was man WIRKLICH gesehen haben muss, weil es einen mitten in dieser Stadt der Unruhe eine ganz spezielle Lautlosigkeit finden lässt, ist das 9/11 Memorial am Ground Zero neben dem 1 WTC. Vielleicht können die Bilder etwas von der Beklemmung transportieren, die mich dort sofort ergriffen hat. 

Derick Charles hätte am 3. Oktober Geburtstag gehabt: 

Danach fuhren wir ziemlich bedröppelt ins West Village, um auf andere Gedanken zu kommen. Das soll nicht geschmacklos klingen. Diese Last, die New York und die ganze Welt am 11. September 2011 auferlegt bekam, spürt man überall in der Stadt und sie ist auch nach 12 Jahren nicht leichter geworden. Im West Village begaben wir uns zur Ablenkung auf die Spuren einer alten Freundin namens Carrie Bradshaw. Und siehe da, wir fanden sie bzw. ihren Zauber, der die Perry Street nach wie vor durchströmt. 

Ich habe alle „Sex and the City“-Staffeln so oft gesehen, dass es ein wirklich einzigartiger Moment war, für das Foto kurz bei Carries Stufen zu halten. 

Dort saß sie so oft mit ihren Grls, knutschte Kerle und stöckelte strahlend in ihr New Yorker Leben. (Jaja, ich weiß, die Wohnung, in der gedreht wurde, befindet sich ganz woanders.) Mir tut nur die Hausbewohnerin leid, die mürrisch ihren Müll vor die Tür brachte, als wir gerade unsere Fotos schossen. Entweder wusste sie beim Einzug nicht, was hier einst gedreht wurde, oder sie dachte, der Rummel würde sich legen. Nun ja, war wohl nix. Sie hat eine Kette angebracht und einladende Schilder dran montiert. Möchte wissen, wie oft sie im Winter drüberstolpert. 

Ums Eck findet man die berühmte Magnolia Bakery. Zack, Zitronen-Muffin holen, raus in den Park und ein bisschen entspannen. 

–> Feststellung: Ich würde sofort ins West Village ziehen, wenn ich nach New York ziehen müsste (erörtern wir am Ende des Eintrags). Weiter ging’s Richtung Flatiron District

Ausprobiert: Shake Shack am Madison Square Garden. Ihr seht schon, wie haben die Ochsentour absolviert, was „ist durch Serien bekannt geworden“ oder „muss man gemacht haben“ angeht.

So, jetzt aber zum Abend. Wir wollten sehen, wo sich das hier ereignet hatte. Siehe da, „Gossip Girl“-Drehort in der Grand Central Station gefunden.

Zum Schluss wollten wir die ganze Chose noch aus der Luft sehen. Ich kann euch nur raten, an einem Donnerstag aufs Empire State Building zu fahren. 

Von den ominösen kilometerlangen Schlangen ist da nämlich nichts zu sehen. Wir waren in 15 Minuten oben und dann erst mal sehr still, weil die Aussicht so gigantisch, fast unbegreifbar ist.

Die Sache mit der Aussicht war für diesen Tag aber noch nicht vorbei. Denn wir legten zum Abschluss noch einen erquickenden und total beabsichtigten saulangen, ungewollten Fußmarsch hin, der uns am Yankee Stadium in der Bronx vorbeiführte. Ihr wisst schon: Express oder Local, immer hübsch aufpassen bei der Ubahn … 

So, nach diesem Malheur musste ich alles in mein neu erstandenes Ryan Gosling-Notizbuch schreiben. Zum Glück gibt es die ganzen Beweisbilder, sonst würdet ihr jetzt gar nicht glauben, dass wir all das an nur einem Tag erlebt haben. Und Licht aus für heute.

Tag 2: Am Freitag ließen wir es nach der Höllentour etwas ruhiger angehen. Frühstücks-Station: Das Café Communiteain Long Island. Anlass für den Besuch dieser doch etwas abgelegenen Lokalität könnten Szenen wie diese gegeben haben. Wir wollen aber jetzt nicht so tun, als wären wir Hardcore-„Gossip Girl“-Fans, deshalb sind wir rein zufällig dort gelandet. 

Von Long Island aus ging’s ab nach Brooklyn Richtung Williamsburg. An dieser Stelle setzt es jetzt was. Wer hatte mir das nochmal empfohlen (ich könnte jetzt nachschauen!))? Furchtbar! Ein ranziger und überteuerter Second Hand Laden neben dem anderen, total langweilig, null Flair. Brooklyn mag Charme haben, aber sicher nicht in der Bedford Street. Zum Glück brachte uns die East River Ferry schnell von da weg. 

In Dumbo (der Teil Brooklyns, in dem die Brooklyn Bridge „entspringt“) angekommen, gönnten wir uns ein Eis aus der berühmten „Brooklyn Ice Cream Factory„, um uns für den Aufstieg zu rüsten. 

Dieser sah dann ungefähr so aus: 

Ich sag’s euch, bei 28 Grad und herrlichem Sonnenschein ist der Fußmarsch nach Manhattan über die Brooklyn Bridgesaumäßig schweißtreibend wunderschön! 

Zur Belohnung für den knapp zwei Kilometer langen, steilen Walk trafen wir am Abend alte Bekannte: 

Greg Holden (er war die Vorband) würden wir gern heiraten! Hat wer seine Nummer? Schleunigst her damit! 

Die Girls von BOY (warum nicht für ein Konzert einer kleinen deutschen Band Tickets in New York kaufen?) waren der Haupt-Act: Solide Nummer! Trotz der sehr süßen Nervosität. Chapeau! 

Hach, was für ein wunderschöner Ausklang eines traumhaften Tages. Team Änn/Jules united, Greg, BOY, eine laue Sommernacht mitten im Oktober und mitten in New York – das werde ich so schnell nicht vergessen. 

Tag 3: Wirklich erst Tag 3? Mir kam es vor, als wären wir schon ewig in New York. Wir hatten irgendwie keine Zeit, um das Erlebte einzuordnen. Deshalb beschlossen wir nach eingehender Planung … 

… den etwas verhangenen Samstag sinnvoll an ein Outlet zu spenden. Abends wagten wir uns nochmal hinaus in die City. Um genau zu sein hoch hinaus. Hier befindet sich die Rooftop Bar „230 Fifth“, von der aus man einen phänomenalen Blick hat. Dass es diese Bar gibt, war nicht nur uns bekannt, trotzdem mischten sich Touris angenehm unter Einheimische und ich würde bei gutem Wetter jederzeit wieder hingehen. 

Dahoam in Harlem fühlte ich mich dann zum ersten Mal so richtig angekommen. Nicht wegen der Bar im Himmel, nicht wegen meines neuerlich gern getragenen Ganzkörperkaro-Looks, sondern weil ich mich eingewöhnt hatte. Die Hochhäuser waren normal geworden, die Strecken in der silbernen U-Bahn gängig, die Straßenkarte Routine. In diesem Moment war ich auf jeden Fall einfach nur auf den Punkt glücklich. 

Tag 4: Herr im Himmel, schon Sonntag? Alles klar, nix wie in die Kirche. Dass auch andere Personen lesen können (im Reiseführer, da wo der Gospel-Gottesdienst in der Kirche in Harlem empfohlen wird), hatten wir nicht bedacht. Leider wurde ob der langen Schlange dann nichts aus Original-Touri-Gospel. 

Wir machten uns also erst mal auf in Richtung Central Park. Um genau zu sein Richtung Tiffany & Co. auf der Fifth Avenue, von wo wir bepackt mit silbrigen Erinnerungen starten wollten. Gesagt, getan.

Und rein in die „grüne Lunge“, die mit 3,41 km² total gegen den Englischen mit 3,7 km² abstinkt: Die Bronze-Statuen von Hans Christian Andersen (Mama, dieses Bild ist dir gewidmet!) und Alice im Wunderland regten uns Spielkinder natürlich zum Quatschmachen an. Vom Hans ließ ich mir „Das hässliche Entlein“ vorlesen, bei Alice stellte/setzte ich mich unter. 

Ich war und bin kein „Alice im Wunderland“-Fan. Um ehrlich zu sein, mag ich weder das Buch noch den Film. Aber in New York kam ich mir irgendwie selbst wie Alice vor. Alles ist ziemlich verrückt. Wenn man von Süd nach Nord läuft, passiert man am Rande zum Beispiel das Metropolitan Museum of Art. Da kamen wir dann gesanglich auf unsere Kosten. Ich hätte stundenlang einer kleinen Bluesband lauschen können. Dann zog der Himmel wieder zu und wir umrundeten nur noch schnell das Jacqueline Kennedy Onassis Reservoir … 

… bevor wir uns auf den Heimweg machten. Deeeenn wir waren noch zum Barbecue bei Julia geladen, meiner Arbeitskollegin in New York. Keine Bilder, das Handy blieb in der Tasche, is ja auch mal gut jetzt, nech? 

Tag 5: Zugegeben, wir haben ausgeschlafen. Aber wir brauchten die Energie, denn um die Mittagszeit mussten wir uns wieder an diesen gottlosen Platz von Tag 1 begeben, um ein Projekt zu starten. Dessen Name: Musical-Karten zum halben Preis erwerben. 

Bei TKTS hauen sie ab 15 Uhr nämlich die unverkauften Karten für den Abend raus und wir wollten unbedingt ein Broadway-Musical besuchen. Prio-Liste: „Das Phantom der Oper“, „Chicago“ oder „Mamma Mia!“. Siehe da, wir hatten Glück. Sehr gute Plätze und sehr guter Preis. 

Ich würde es ja jetzt gerne weiterempfehlen, kann ich aber nicht reinen Gewissens tun. Es war beeindruckend, keine Frage, aber nicht mein Ding irgendwie. Ich hätte vorher mal cleverer kombinieren sollen, um festzustellen, dass „… der Oper“ sicher auch was mit dem Gesang zu tun hat. Und ich mag nur sehr wenige Opern. Nun ja. Das nächste Mal wieder der gute alte „König der Löwen“. 

Tag 6: Nach zwei bedeckten Tagen zeigte Mrs. Sonne endlich wieder ihr Gesicht. Prima, denn wir wollten eh an den Strand. Coney Island liegt im Süden von Brooklyn, war früher ein Ort der Reichen und Schönen, die heute aber in die Hamptons fahren, um den Russen Platz zu machen. Zum Glück hatten die Russen keine Zeit, und wir damit den Strand fast komplett für uns. Abgesehen von einer in der Nähe explodierenden (vollen) Bierdose (wtf? why?) war dieser Tag wirklich perfekt. Ich bin einfach ein Meer-Kind. 

Hier hab ich euch vorsorglich auch gleich alle mit angemeldet. 

So, was haben wir noch? Ein kleines Abendessen bei „Tasty Hand-Pulled Noodles„, die wir anschließend in China Town verzehrten. Seeluft macht hungrig! Man kann denen sogar beim Nudelnziehen zugucken. Ein kleiner Geheimtipp. Megalecker! 

Tag 7: Letzter Tag. Heißt: Einkäufe in die Koffer quetschen und die Bude räumen. Plötzlich war unsere New York City Woche vorbei. Sie hatte zwar ewig gedauert, weil wir so viel erlebt hatten, aber trotzdem jetzt ihr Ende gefunden. Fast. Denn auf dem Weg zum letzten Appointment trafen wir Shakira. Also nicht direkt. Aber wir kamen am Bryant Park vorbei, wo sie gerade ihren Soundcheck für das Konzert am Abend machte. Und da blieben wir natürlich gerne stehen, um ein paar Hits zu lauschen. 

Was wollte ich abschließend noch sagen? Irgendwie fehlen mir immer noch die Worte. New York haut einen um. Im ersten Moment. Wenn sich die Realität über all die Bilder legt, die einem Filme und so schon ins Hirn gebrannt haben. Wenn sich die beiden Ebenen dann verbunden haben, hat man New York selbst aufgenommen und der Zauber verschwimmt zwischen den Hochhäusern. New York wäre nicht meine Stadt zum Leben, das ist sicher. Zu groß, zu gestresst, zu sehr damit beschäftigt, einem Image gerecht zu werden. Wenn Julian allerdings fragen würde… nun ja, dann kööönnte ich mir das eventuell nochmal überlegen ;). 

Danke, Änn! Uns muss erst mal einer übertreffen! 

PS I: Wer genauere Infos zu unserem Appartement bzw. zu Airbnb.de will, soll sich melden. 

PS II: Erzählt den Flugbegleitern, dass ihr „schreckliche Flugangst“ habt. Dann geben sie euch bereitwillig viel mehr Bailey’s als allen anderen, um euch ruhig zu stellen. Hilft beim Einschlafen. 

PS III: Lest Simon Beckett! „Die Chemie des Todes“ hat mich beim Hinflug so gebannt, dass ich in NYC in der U-Bahn direkt „Kalte Asche“ gelesen habe, jetzt mit „Leichenblässe“ starte und „Verwesung“ schon bestellt ist.