Whatever works.

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

(Bild via www.joblo.com) Ich war in der Pressevorführung und hier ist meine Kritik dazu:

Whatever Works – Liebe sprengt nur ihre eigenen Grenzen Woody Allen – der konnte lange nur mit einer kühlen Blonden: Scarlett Johansson. Doch die macht in seinem neuesten Werk „Whatever works – Liebe sich, wer kann“ nicht mit. Stattdessen spielt Evan Rachel Wood die weibliche Hauptrolle der Melody, die sich vom naiven Dorftrottel mit Zopf auf dem Kopf zum Stadtmädchen mit wallendem Haar entwi-ckeln soll. Das wäre mit einer wie Scarlett schwer geworden, denn die ist einfach immer unglaublich schön – und leider mittlerweile (nicht zuletzt durch Woody) auf die Rolle der Verführerin festgelegt. Aber „Scarlett“ ist nicht weg, sie ist im ganzen Film präsent. Schon am Anfang gibt der über 60 Jahre alte Protagonist Boris Yellnikoff (Larry David) der 21-jährigen Melody bei einer Unterhaltung über den Film „Vom Winde verweht“ zu verstehen, dass er darin „Scar-lett“ viel besser findet als „Melanie“. In diesem Film ist Melanie Hamilton das brave Heim-chen und Scarlett O’Hara der leidenschaftliche Dickschädel. Wenn sich da mal keine Pa-rallelen auftun. Anfangs ist Melody nämlich wie Melanie, am Ende ein bisschen mehr wie Scarlett. Nachdem Boris die Balance zwischen Melody verbiegen und Melody annehmen gefunden hat. Boris Yellnikoff ist böse auf die Welt und auf die Menschen. Nach der Trennung von seiner Frau (Grund: Sie passten zu gut zusammen) missglückte ihm ein Suizidversuch, weshalb er seinen Job als beinahe nobelpreistragender Physiker aufgeben und von der schicken Wohnung in Manhattan in eine heruntergekommene Bude in Greenwich Village ziehen musste. Doch seine Ex hat er lange nicht überwunden, das zeigt schon die Architektur seiner neuen Wohnung, ist diese doch genauso gebaut wie die alte. Als garstiger Schach-lehrer verdient Boris jetzt seine Brötchen und lässt seine Wut an den Schülern aus. Eines Nachts steht die Ausreißerin Melody vor seiner Tür und fleht um Einlass. Zuerst lehnt Boris vehement ab, dann darf die hübsche Frohnatur bleiben und ihn, irgendwann verliebt, heiraten. Dabei passen die beiden so gar nicht zusammen: Er trägt seinen alten grauen Harvard-Pulli, sie ein bunte kindliche Tops, er hört Beethoven, sie Hip Hop, sie ist lieb, er zynisch. In der Ehe übermalt er mit seiner sinnverneinenden Weltsicht ihr fröhlich-naives Denken und führt weiter sein „Ich bin der Beste und ihr nur Dreck-Theater“ auf. Mit der Zeit ge-wöhnt sich Boris an Melody, bringt ihr sogar ein wenig Respekt entgegen und sie über-nimmt stolz sein Vokabular, das größtenteils aus Schimpfwörtern besteht („Kretin“, „Ma-de“). Weder Boris, noch Melody entwickeln sich aneinander weiter. Er bleibt Misanthrop, sie bleibt naiv und lässt sich von ihrer Mutter in die Arme eine Klischee-Schönlings schubsen. Trennung. Zwei Leben, die sich an einem Punkt kreuzen, wie Linien, die nicht parallel ver-laufen. Die Story von der stetigen Veränderung und Sinnlosigkeit des Lebens und der Liebe, die punktuell doch Sinn gibt, kennt man mittlerweile von Woody Allen: In „Match Point“ und „Vicky Christina Barcelona“ scheitern die Charakter an der Liebe und ihren Gespielinnen Lust, Leid und Wahnsinn. „Whatever works“ ist eine neue Geschichte mit gleichbleibender Aussage: Das Leben und die Liebe machen keinen Sinn, spaßig wird es aber, wenn man beide nach dem Filmtitel lebt.

Geht rein, wenn ihr Woody mögt, versprecht euch aber nicht zu viel. Besonders schöne Personen (wie z.B. in „Match Point“) oder heiße Szenen (wie z.B. in „Vicky Christina Barcelona“) fehlen. Dafür gibt’s alle paar Sekunden einen prima Witz. PS: Viele liebe Grüße an Herrn Kleinholz.]]>